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Zusammenfassung der Dissertation:
Die Herausforderung der Postmoderne-Diskussion für die Theologie der Gegenwart

Seit Anfang der achtziger Jahre beschäftigen sich Theologen in den USA mit dem Thema "Postmoderne", und auch im deutschsprachigen Raum sind neben zahlreichen Zeitschriftenbeiträgen etliche Monographien erschienen, die sich dezidiert mit dem Thema Postmoderne auseinandersetzen. Doch die theologische Postmoderne-Diskussion ist - wie die achitekturtheoretische, literaturwissenschaftliche, philosophische und soziologische Postmoderne-Diskussion - durch eine Vielzahl unterschiedlicher Programme, Konzeptionen, Positionen und Entwürfe gekennzeichnet, die auf je unterschiedliche Weise auf die Herausforderungen der Gegenwart zu antworten versuchen.

Das Anliegen meiner Dissertation besteht nun aber weder darin, den zahlreichen Postmoderne-Theorien eine weitere hinzuzufügen, noch darin, eine Apologie des Begriffs "Postmoderne" zu betreiben, sondern darin, die vorhandene Unübersichtlichkeit der theologischen Postmoderne-Diskussion zu strukturieren und die einzelnen theologischen Programme einer kritischen Analyse zu unterziehen, um dann auch weiterführende Perspektiven für die Theologie aufzeigen zu können.

Ziel der Abhandlung ist es, die verschiedenen Zeitdiagnosen im Zeichen der Postmoderne einerseits auf ihre Plausibilität und Überzeugungskraft hin zu überprüfen und andererseits die theologische Postmoderne-Diskussion systematisch daraufhin zu befragen, ob ihre Verknüpfung von theologischer Argumentation und Zeitdiagnose dem Gegenstand der Theologie entspricht. Weil die Beiträge zur theologischen Postmoderne-Diskussion jedoch zumeist von den ästhetischen, sprachwissenschaftlichen, philosophischen, und soziologischen Postmoderne-Konzeptionen unmittelbar abhängen, ist eine angemessene Bewertung der theologischen Programme ohne eine eingehende Analyse der Postmoderne-Diskussion in den verschiedenen Bereichen der Kultur nicht möglich. Aufgrund der Dependenz der theologischen von der allgemeinen Postmoderne-Diskussion schien es notwendig, die vorliegende Arbeit von vornherein möglichst interdisziplinär zu konzipieren. Diesem Umstand trägt der Aufbau der Arbeit Rechnung:

  • Der Erste Hauptteil der Arbeit hat die Aufgabe, die Genese des Begriffs "Postmoderne" innerhalb der verschiedenen Bereiche der Kultur ("Architektur", "Literaturwissenschaft", "Philosophie" und "Soziologie") nachzuzeichnen, die wichtigsten Postmoderne-Konzeptionen vorzustellen, die Beziehungslinien zwischen den verschiedenen Sektoren herauszuarbeiten und eine kritische Analyse der einzelnen Positionen vorzunehmen, um erstens einen detaillierten Überblick der Diskussion zu gewinnen und zweitens eine fundierte Grundlage für die theologische Postmoderne-Diskussion zu erarbeiten.

  • Der Zweite Hauptteil ist ganz der theologischen Postmoderne-Diskusssion gewidmet. Wie im Ersten Hauptteil sind auch hier Darstellung und Kritik voneinander getrennt: Nach der Darstellung der drei thematischen Schwerpunkte ("Christlicher Glaube im Pluralismus"; "Dekonstruktion", postliberale Theologie, Ästhetisierung der Religion"; "Postmoderne Theologie als ganzheitliche Theologie"), die sich in der theologischen Diskussion herauskristallisieren, schließt sich auch hier in einem vierten Kapitel eine Kritik der theologischen Postmoderne-Diskussion an.

  • Im Epilog wird dann der Versuch unternommen, die theologische Postmoderne-Diskussion zu bilanzieren und Prospektiven für die Theologie zu entwickeln. Das Anliegen besteht aber weder darin, die verschiedenen theologischen Konzepte zu synthetisieren, noch darin, eine weitere theologische Postmoderne-Konzeption zu entwickeln. Vielmehr wird hier nach den Chancen und Grenzen der einzelnen Beiträge zur theologischen Postmoderne-Diskussion gefragt und die bleibenden Herausforderungen der Postmoderne-Diskussion für Theologie und Kirche benannt.

Als Ergebnis der Untersuchung kann festgehalten werden, daß es aufgrund der Widersprüchlichkeit der verschiedenen Postmoderne-Konzeptionen in Zukunft fruchtbarer sein dürfte, sich auf die Sachthemen zu konzentrieren, statt sich um die richtige Definition des Begriffs Postmoderne zu streiten. Dann allerdings bietet die Postmoderne-Diskussion auch für Theologie und Kirche die Chance, sich der gegenwärtigen Situation zu vergewissern, sich in die laufenden Diskussionen, Debatten und Diskurse einzuschalten und sich so den gegenwärtigen gesellschaftlichen und intellektuellen Herausforderungen zu stellen.

Umfang der Dissertation: 304 S. Text und Anmerkungen, 45 S. Bibliographie, 3 S. Anhang (Abbildungen)
Eingereicht an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen am 30. Juni 1994.
Erstgutachter: Prof. Dr. Eberhard Jüngel
Zweitgutachter: Prof. Dr. Hans Küng
Tag der mündlichen Prüfung: 21. Februar 1995

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